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Der Johannisbrotbaum gehört nicht zu den ältesten Kulturpflanzen, er muß aber im Altertum in seinen ursprünglichen Verbreitungsgebieten bereits eine Rolle gespielt haben, denn er wird verschiedentlich erwähnt:
Aus der Zeit von THUTMOSES dem Dritten, König von Agypten (1490-1436 v.C.) wird berichtet, daß Trophäen aus Johannisbrotbaumholz aus Palästina mitgebracht wurden; zur Zeit RAMSES' des Dritten (1164-1110 v.C) importierte man Holz des Johannisbrotbaums für Tempelbauten nach Ägypten (MITRAKOS, 1968). Überliefert ist auch, daß für die Mumienbestattung der Pharaonen ein Extrakt aus Johannisbrotsamen bei der Präparierung der Bandagen zur Einbalsamierung verwendet wurde.
Unter der Bezeichnung "Charaba" taucht der Baum im Alphabet des BEN SIHA (um 1110 v.C.), als ein Baum aus den königlichen Gärten des Nebukadnezzar auf. Bei Ausgrabungen in Tunis wurden Reste von Johannisbrotbaum und Olivenhainen entdeckt, die die alten Römer angelegt hatten (THOMSON, 1971). THEOPHRASTOS (372-287 v.C.) lieferte in seiner "Historia Plantarum" erstmals eine botanische Beschreibung des Baumes. Seinen Angaben zufolge erstreckte sich sein Vorkommen über Ionien, Syrien, Rhodos und Knidos. Der Römer THEOPHYLAKT (um Christi Geburt) erwähnt seine starke Verbreitung in Syrien und Palästina. Der Vesuvausbruch, der im Jahre 79 n.Chr. Pompeji zerstörte, begrub auch die dort wachsenden Johannisbrotbäume, deren Früchte in Ausgrabungen identifiziert werden konnten (MEYER, 1980).
Vom gezielten Anbau des Baumes wird erstmals bei COLUMELLA (42 v.C.) berichtet, nachdem man sich zuvor auf die Nutzung (in großer Zahl) spontan vorkommender Bestände beschränkt hatte (HILLCOAT et al, 1980). DIOSCORIDES pries im ersten Jahrhundert A.D. in seinem Werk 'Materia Medica' Johannisbrot als abführend und harntreibend (COIT, 1951).
Im Alten Testament findet der Johannisbrotbaum keine Erwähnung; im Neuen Testament erscheint er jedoch bei Lukas (15.16) in der Parabel vom verlorenen Sohn: der mißratene Sproß ernährt sich von den Hülsen, die sonst nur Schweinen zum Futter dienen. LUTHER setzte später bei seiner deutschen Bibelübersetzung 'Treber' an die Stelle von Johannisbrot.
Bei den Ioniern wurde Johannisbrot laut THEOPHRAST als "keronia" bezeichnet. In anderen Gebieten nannte man die Frucht fälschlicherweise "ägyptische Feige", wohl in Anlehnung an die Tatsache, daß die süßen Früchte auf Handelswegen, die über Ägypten führten, zur Weiterverbreitung gelangten.
Im Neuen Testament taucht der Name "keratea" für Johannisbrot auf. Der griechische Wortstamm cer(at)= Horn weist auf die gebogene Form der Frucht hin (WERNER, 1972). Die Römer nannten den Baum "Ceratonia" und die Frucht "siliqua graeca" (gr. siliqua = Schötchen, Hülse) (MITRAKOS, 1968). Später setzte sich die Bezeichnung "siliqua edulis" durch (DA MATTA, 1952).
Die verschiedenen Namen der Spezie wurden im Jahre 1735 in der Linne'schen Nomenklatur zu der heute gültigen Bezeichnung Ceratonia siliqua zusammengefasst.
Die Namen "Johannisbrot"(dt.), "St.John's bread", "locust bean gum" (LBG) (engl.), "Pao de S. Joao" (bras.), "Pane di Santa Giovanni" (ital.) "Jansbroad" (hol.) sind biblischen Ursprungs. Die Begriffe beziehen sich darauf, daß sich hinter 'Heuschrecken und Honig', von denen sich der Hl. Johannes bei seinem langen Gang durch die Wüste ernährt haben soll (Matthäus 3.4.), eigentlich die Früchte des Johannisbrotbaums verbergen.
Es gibt unterschiedliche Meinungen darüber, ob die Legende in dieser Weise überliefert wurde oder ob es sich hierbei um einen Übersetzungsfehler handelt. Nach HENSLOW (in MOLDENKE, 1952) läßt sich die Verwechslung möglicherweise auf einen Fehler in der Übertragung zurückführen, bei dem das hebräische R durch G ersetzt und aus dem ursprünglich gemeinten Johannisbrot (carob) das im Hebräischen ähnlich lautende Wort Heuschrecke (locust) wurde.
Das hebräische emitische Wort für Johannisbrot lautete "garouta" oder "quarouga", ähnlich den in Hyroglyphen gefundenen Begriffen "darouga" und "ouah" (MITRAKOS, 1968). Der große arabische Einfluß auf die Verbreitung der Pflanze und Verwendung der Früchte schlägt sich nieder in den Vulgärbezeichnungen. Von arabisch "kharrub" lassen sich die in verschiedenen Sprachen heute üblichen Bezeichnungen ableiten: "carob tree" und "carob bean" (engl.), "caroubier", "caroube" und "carouge" (frz.), "carrubo", "carruba" (ital.), "Karobe" (dt.), "alfarroba", "farrobeira"(port.), "algarrobo" und "garrofa" (span.).
Auch die Bezeichnung "Karat" Gewichtseinheit für Schmucksteine läßt sich darauf zurückführen, daß arabische Edelsteinhändler Johannisbrotkerne als Gewichtsäquivalente verwendeten (ein Karat entspricht 0.2g), was darauf schließen läßt, daß den Samen große Einheitlichkeit in ihrem Gewicht zugeschrieben wurde.
Die spanische Bezeichnung "algarrobo" geprägt durch die Zeit der maurischen Herrschaft in Spanien ("al garrobo") findet man in der Neuen Welt von den Spaniern importiert wieder, für Arten, die im Aussehen ihrer Früchte und in sonstigen Merkmalen eine Ähnlichkeit zum Johannisbrotbaum aufweisen. Dies trifft insbesondere auf Arten der Gattung Prosopis zu, läßt sich aber auch auf andere Spezies der taxonomisch nah beieinanderliegenden Familien Mimosoideae und Caesalpiniaceae (hierzu gehören auch Ceratonia sp.) beziehen. Ihre Vulgärbezeichnungen beinhalten Namen wie "algarrobo", "alfarroba", "locust" oder "carob". Dies läßt die Vermutung zu, daß die Namensgebung ursprünglich während der Kolonialzeit erfolgte und auf Parallelen im Erscheinungsbild zurückgeht, häufig auf die Ausbildung einer dem Johannisbrot ähnlichen Hülse als Frucht hinweist.
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